Schneller zu einer nachhaltigen Wirtschaft

Wir haben uns ja nicht ganz umsonst auf die Fahnen geschrieben, Ideen, Produkte und Unternehmen für eine nachhaltige Wirtschaft zu entwickeln. Und das das mehr als notwendig ist zeigen nicht nur die alarmierenden Berichte der führenden Forschungsorganisationen, wie der vierte nationale Klimareport für die USA (Hier zum Download), sondern auch die eigene Wahrnehmung bzw. aktuelle Situation in Deutschland, mit seiner anhaltenden Trockenheit und deutlich zu hohen Temperaturen. Maßgeblich verantwortlich ist nach allen Studien vor allem der Ausstoß des Klimagases CO2, der für diese Klimaveränderung sorgt. Und leider gab es hier keine positive Veränderung, sondern im Gegenteil einen Anstieg auf ein absolutes Höchstmaß, wie der UN Umweltreport zeigt (Hier zum Download). Und damit verschärfen wir die Situation immer weiter. Notwendig ist mittlerweile ein fast radikaler Wandel unser Gesellschaft und Wirtschaft hin zu einem CO2-armen Handeln. Das Schwierigste dabei ist sicher, das man die Bequemlichkeit der handelnden Akteure in größtmöglicher Geschwindigkeit in aktives Handeln ändern muss. Eine Bewusstseinsänderung, wie viele hoffen, dürfte dabei nicht mehr ausreichend sein, weil es viel zu lange dauert und auch nicht alle Menschen bereit dafür sein sind. Aber auch Zwang scheidet aus, weil niemand ein diktatorisches System will. Es bleibt also nur ein höchst attraktives Anreizsystem, das die Veränderung bewirkt. Und da setzt unser Geistesblitz an.   

Die Zeit für eine langsame Bewusstseinsänderung ist zur Begrenzung der Erderwärmung leider vorbei. Es benötigt radikale Maßnahmen um das Verhalten aller Akteure wirklich zu ändern.

Nie wieder CO2-Steuer

Die EU hat ja schon seit einiger Zeit einen Zertifikatshandel für CO2 Zertifikate bei dem Angebot und Nachfrage den Ausstoß des Klimagases steuern sollen. Leider hat man dabei die Zahl der Zertifikate viel zu großzügig angesetzt, so dass die Kosten für den Kauf einer Tonne CO2 auf lange Sicht immer günstiger sein werden, als die Vermeidung dieser Tonne CO2. Insofern gibt es keinen Anreiz für ein Unternehmen, wirklich CO2-arm zu produzieren. Auf der anderen Seite werden die Verbraucher in dieses System nicht mit einbezogen, so dass es auch für diese keinen Anreiz gibt, CO2-arm zu leben. Und so beschränken sich die bisherigen Maßnahmen zur CO2-Reduktion vor allem auf freiwillige Maßnahmen und Überzeugte. Soweit, so bekannt. Die Politik setzt dem vor allem ihr klassisches Mittel der Steuer entgegen. Aber weitere Steuern, wie Frankreich zeigt, führen zu Ablehnung und damit zu einer „Jetzt erst Recht“-Haltung, die die erwünschte Wirkung konterkariert. Insofern, vergesst die CO2-Steuer, denn auch diese wird nicht zu einer maßgeblichen CO2-Reduktion beitragen und sie trifft, wie alle Steuern, vor allem die sozial Schwächeren und führt damit zusätzlich zu einer weiteren Spaltung der Gesellschaft. 

Eine CO2-Steuer ist der falsche Weg um die CO2-Reduktion zu erreichen. Umweltschutz muß Spass machen und den Wert widerspiegeln, den er für die Zukunft unserer Gesellschaft hat.

CO2-Zertifikate neu gedacht

Es wird also Zeit für einen wirklichen Geistesblitz. In unseren Überlegungen spielte dabei vor allem ein Aspekt eine Rolle: Wer ist der Leidtragende von zu viel CO2 in der Luft, aber gleichzeitig auch derjenige, der es mit seinem Handeln beeinflussen kann? Das sind am Ende wir Menschen. Klimaveränderung schadet uns und verändert unsere Heimat in immer schnelleren Zyklen. Und gleichzeitig können wir mit unserem Handeln darauf Einfluss nehmen. Bisher aber leider nur sehr begrenzt und mit zu langen Wirkzeiten. Was wäre aber, wenn wir ein Mittel in die Hand bekommen, um rasant den CO2-Ausstoß zu begrenzen? Was wäre, wenn wir als handelnden Personen über den CO2 Ausstoß mit unserem Handeln entscheiden könnten? Was würde passieren, wenn wir die CO2 Zertifikate als Bürger selbst vergeben würden? 

Unser Geistesblitz sieht konkret so aus: Die aktuelle Menge des verbrauchten CO2 eines Landes wird in Form von Zertifikaten (zunächst auf Tonnenbasis) auf jeden einzelnen Bürger eines Landes verteilt. Jeder erhält damit eine Art CO2-Wallet, die einem Teil des gesamten CO2-Ausstoßes entspricht. Und das komplett gleich verteilt, also jeder Mensch, egal, ob Baby oder Rentner erhält den genau gleichen Anteil. CO2-Zertifikate sind damit also immer an Personen gebunden und nicht an Unternehmen. 

In einem weiteren Schritt wird der CO-Verbrauch von Produkte ermittelt (das haben die meisten Unternehmen schon). Dabei wird unterschieden zwischen dem CO2-Verbrauch, der in der Produktion und Entsorgung anfällt und dem, der in der Nutzungsphase eines Produktes anfällt. Am Beispiel des Autos kann man das heute schon sehr gut sehen. Für das CO2, dass in der Produktions- und Entsorgungsphase anfällt, müssen die herstellenden Unternehmen entsprechende CO2-Zertifikate erwerben, für das CO2 in der Nutzungsphase, entsprechend die Nutzer. 

Die Unternehmen sind nun also gezwungen die Zertifikate bei den Bürgern einzukaufen. Dazu gibt es eine entsprechende internetbasierte CO2-Börse, die mit Smart Contracts und Blockchain-Technologien für die notwendige Sicherheit, Transparenz und Automatisierung sorgt. 

 

Radikaler Wandel

Konkret bedeutet es, dass mit der Einführung eines solchen Handels die Unternehmen zunächst also keine Zertifikate haben und demnach auch keine Produkte produzieren können. Sie werden also schnellstmöglich versuchen, sich die notwendigen Zertifikate über die Börse zu besorgen. Dort bestimmt dann entsprechend Angebot und Nachfrage den Preis für die Tonne CO2. Gleichzeitig müssen natürlich die Bürger für die Nutzung von Produkten CO2-Zertifikate bereitstellen, also beispielsweise für einen Urlaubsflug. Dementsprechend werden zunächst vermutlich weniger CO2-Zertifikate auf dem Markt sein, als notwendig. Da zudem davon auszugehen ist, dass viele Bürger zunächst abwarten werden, wird der Preis für eineTonne CO2 schnell steigen. Gleichzeitig werden aus den unterschiedlichsten Gründen, nie alle möglichen Zertifikate gehandelt werden, so dass von Beginn an, der Druck besteht, Maßnahmen zu entwickeln, um Produkte CO2-ärmer zu produzieren oder Technologien zu entwickeln, die CO2 der Luft entnehmen. In der Folge entwickelt sich ein reger Handel mit CO2-Zertifikaten und ein Bewusstsein für den Wert. Unternehmen dürfen dabei CO2-Zertifikate nicht an andere Unternehmen verkaufen, sondern stellen diese ausschließlich der Börse zur Verfügung. Das Besondere dabei ist, dass jeder Bürger selbst entscheidet, in welches Unternehmen und für welches Produkt er seine CO2-Zertifikate zur Verfügung stellt. Da dürfte zur Folge haben, dass umweltschädliche Technologien (Chemie, Braunkohle) nur schwer und damit teuer an diese Zertifikate kommt. In Folge dessen verteuern sich natürlich die entsprechenden Produkte, was zu einer weiteren Lenkungswirkung führt. Durch die Betrachtung des CO2-Verbrauches in der Nutzungsphase eines Produktes werden die Bürger stärker zu Produkten greifen, die einen geringeren CO2-Verbrauch haben, da ein Verkauf der CO2-Zertifikate über die Börse attraktiver ist. Und es kommt noch zu einem weiteren sozialen Wandel. Denn in der Regel verbrauchen ärmere Menschen weniger CO2,  etwa aufgrund weniger Flüge oder kleinerer Autos. Ihnen stehen damit vergleichsweise mehr CO2-Zertifikate für einen Verkauf zur Verfügung, was ihr Einkommen deutlich verbessern wird. Es findet also auch eine (Achtung böses Wort) Umverteilung von Vermögen statt, aber auf einer komplett neuen Ebene.

Um diesen Wandel zu beschleunigen werden die CO2-Mengen jährlich angepaßt. Entweder auf den tatsächlich niedrigeren Wert eines Jahres oder aber um eine Zielvorgabe in Prozent.

Und zur Finanzierung der öffentlichen Infrastruktur (die ja auch CO2 verbraucht) gibt es in der Börse eine Transaktionssteuer, die dazu dienen kann, dass die öffentliche Hand Ihre CO2-Zertifikate, die sie ja auch braucht, genauso über die Börse erwerben kann

Ein Gedankenmodell

Der vorgestellte Geistesblitz ist zunächst mal ein Gedankenmodell und weist sicher methodische und argumentative Mängel auf. Er sollte aber gerade deswegen als Ursprung dafür dienen, um sich damit zu beschäftigen, ob wir nicht radikalere Maßnahmen brauchen, um unsere Zukunft zu erhalten. Denn die Alternativen sind leider alle schlechter. Wir freuen uns auf die Diskussion. 

Ich möchte dieses Gedankenmodell mit weiter entwickeln